Politik und Presse rückten bei der jüngsten Exkursion ins Blickfeld angehender Archivarinnen und Archivare: Am 4. Juni 2025 besuchten die Kurse der Archivschule zwei unterschiedliche Archive im Rhein-Main-Gebiet.
Das erste Ziel der von Dr. Florian Lehrmann geleiteten Exkursion war das Landtagsgebäude in Mainz, wo es um das Landtagsarchiv ging. Landtagsdirektorin Ursula Molka begrüßte die Gruppe und betonte, dass das barocke Anwesen historisch bedeutsam sei, denn in ihm wurde im Jahr 1793 die kurzlebige Mainzer Republik ausgerufen. Dr. Monika Storm, die in der Landtagsverwaltung das Referat „Parlamentarische Geschäftsstelle, Dokumentation, Archiv“ leitet, ging auf die Geschichte von Parlamentsdokumentation und Landtagsarchiv in Mainz ein. Sie hob hervor, dass dieser Bereich heute – anders als noch vor wenigen Jahrzehnten – die Parlamentsdokumente, also Drucksachen, Vorlagen und Protokolle, nicht erst nach ihrer Behandlung im Parlament, sondern bereits bei ihrem Eingang weiterverarbeitet. Dr. Storm und zwei weitere Mitarbeitende des Archivs erläuterten die Zusammenarbeit zwischen der parlamentarischen Geschäftsstelle, wo die Parlamentsdokumente eingehen, der Dokumentation, wo sie tief erschlossen werden, und dem Archiv, wo diese Erschließung nachgenutzt wird (und weitere Unterlagen, etwa Akten der Landtagsverwaltung, archiviert werden). Die Erschließung der Parlamentsdokumente geschieht in OPAL – dem Offenen Parlamentarischen Auskunftssystem des Landtags – und besteht aus dem „Abstracting“, also dem Verfassen eines Freitextes, und dem Indexieren, also der Vergabe von Schlagwörtern, wobei der Parlamentsthesaurus PARTHES genutzt wird. Für Nutzende bietet OPAL eine ganze Reihe von Such-, Filter- und Schnellzugriffsmöglichkeiten sowie einen Newsletter, der täglich über neu eingegangene Dokumente informiert.
Nach der Vorstellung des Archivs bestand für die Teilnehmenden die Möglichkeit, im Landtagsrestaurant Mittag zu essen und dabei mit den Mitarbeitenden des Archivs weiter ins Gespräch zu kommen.
Das zweite Ziel der Gruppe war der FAZ-Tower im Frankfurter Europaviertel, wo das Pressearchiv der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) besucht wurde. Dieses ist eines der größten europäischen Pressearchive. Archivleiterin Olivera Kipcic erläuterte den Teilnehmenden, dass dieses Archiv, das in der Verantwortung der Abteilung „Frankfurter Allgemeine Archiv und Rights Management“ liegt, eines von mehreren Archiven der FAZ ist und etwa vom Unternehmensarchiv zu unterscheiden ist. Es hat drei hauptsächliche Aufgaben: Es fungiert erstens als ein Gedächtnis der FAZ und zweitens als ein Dienstleister nach innen, der die Redakteurinnen und Redakteure mit Informationen versorgt. Und drittens ist es ein Dienstleister nach außen, der für Zweitverwertungen der Zeitungsinhalte sorgt und für Interessenten die Publikationen der FAZ und auch von Partnermedien lizenziert.
Um seine digitalen Bestände zu durchsuchen, hat das Archiv mit eigenen Kräften eine „Semantische Suche“ konzipiert und programmiert sowie zur Unterstützung von Redaktion und Verlag den KI-basierten Assistenten „FranKI“ entwickelt. Die kontextbasierte, semantische Suche wird in Kürze eine inhaltsbezogene und nicht nur eine konventionelle, also zeichenketten- und wörterbezogene, Suche ermöglichen.
Nach einem Vortrag wurden die Teilnehmenden mit Brezeln und Getränken verköstigt und erhielten einen exklusiven Einblick in den Mikrofilm- und Mikrofiche-Raum sowie ein Magazin des Archivs. In diesem werden sachthematische Dossiermappen mit Artikeln der FAZ und auch anderer Quellen aufbewahrt. Zum Abschluss überreichten die Mitarbeitenden des Pressearchivs den Teilnehmenden ein Geschenk, das unter anderem eine Kopie der FAZ-Titelseite ihres Geburtstags beinhaltete.
Gemeinsam war den Besuchen bei den Archiven in Mainz und Frankfurt, dass die besonderen Aufgaben der Archive dieser Sparten deutlich wurden. Den Mitarbeitenden der beiden Archive sei für diese Einblicke herzlich gedankt.