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Tagesexkursion ins Ruhrgebiet

11. Juli 2025

Lagerhalle montandok in Bochum

Von Marburg ins Ruhrgebiet hinein ins deutsche Karbonzeitalter und was davon übrigblieb: Die Archivschule war am 9. Juli auf Tagesexkursion in Essen und Bochum.

Den Auftakt bildete der Besuch im Krupp-Archiv in der Villa Hügel in Essen. Errichtet in den Jahren 1870 bis 1873, diente sie der Unternehmerfamilie Krupp als Wohnsitz und zur Repräsentation. Seit der Fusion von Thyssen und Krupp 1999 übernimmt das Archiv vornehmlich Aufgaben eines historischen Archivs der Fa. Krupp. Bereits 1905 hatten Krupp AG und Eigentümerfamilie ein historisches Archiv begründet, um die Geschichte von Unternehmen und Familie zu dokumentieren.

Die Gruppe vor der Villa Hügel

Archivleiter Professor Ralf Stremmel und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten einen Rundgang vorbereitet, der mit verschiedenen Ausstellungsstationen einen intensiven Blick in die Arbeit des Archivs erlaubte. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Fotoüberlieferung, die im Krupparchiv mit Daguerreotypien und Glasplatten beginnt und die komplette Geschichte der Fotografie erzählen kann. Bereits Alfred Krupp (1812–1887) nutzte die Fotografie sowohl für private Zwecke als auch zur Dokumentation der Firma.

Ein Großteil der Magazine befindet sich im ehemaligen Kohlenbunker der Villa, weitere Stationen waren die beiden den Hügel bildenden Villen. Die Frage nach den Nutzungsschwerpunkten beantwortete Stremmel mit dem Hinweis auf Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und generell die Zeit des Nationalsozialismus. Viele Nutzer kommen auch aus der Gruppe der „Kruppianer“, suchen also Material zu Vorfahren, die bei Krupp gearbeitet haben. Die Digitalisierung der „Werks-Stammrolle“ aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter läuft derzeit in Zusammenarbeit mit dem Verein für Computergenealogie. Professor Stremmel betonte die Vielfältigkeit der Themen, zu denen sich Material im Historischen Archiv Krupp finden lässt.

Leider war es wegen der Kürze der Zeit nicht möglich, das Gelände oder die im großen Haus laufende Kunstausstellung näher zu erkunden. Sehr bedauerlich!

Mittagspause in Bochum

Der Nachmittag war dann dem Besuch des Bergbauarchivs (heute: Montanhistorisches Dokumentationszentrum, kurz: montandok) in Bochum gewidmet. Leiter Dr. Michael Farrenkopf und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten die verschiedenen Bereiche, in denen der mittlerweile komplett eingestellte deutsche (Steinkohlen)Bergbau dokumentiert wird. Mit dem Bergbau beschäftigt man sich mit einer Wirtschaftssparte, die im Ruhrgebiet eine enorme, auch identitätsbildende Bedeutung hatte. Dieses Erbe nach dem Ende des Bergbaus auf kontrollierte Weise in die Zukunft zu überführen und es dabei verfügbar zu halten, ist eine einmalige Aufgabe. Die archivische Überlieferung wird dabei als Teil des Erbes gesehen mit dem Ansatz, in montandok Objekte und Akten gemeinsam zu überliefern. Das ermöglichte interessante Überlegungen zur Rolle von Archiven in derartigen Gedächtnisprozessen.

Montandok ist 2016 aus dem Bochumer Bergbaumuseum ausgezogen und residiert derzeit in einer riesigen Industriehalle, in der Dr. Farrenkopf seinen einleitenden Vortrag hielt. Das war sehr eindrucksvoll! Ein Neubau ist derzeit im Bau, für 2027 ist der Bezug vorgesehen. Beim Blick in die Halle mit ihren bis zu 20 Tonnen schweren Bergbaumaschinen wünschten manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bergbauarchivs für den bevorstehenden Umzug ein stilles „Glück Auf“.